Als Hauptvertreter der Wiener Avantgarde um 1900 war Klimt vor allem wegen seiner goldenen Gemälde berühmt, aber die Wurzeln seiner einmaligen Karriere lagen in seiner gründlichen Ausbildung an der Wiener Kunstgewerbeschule und in seinen historistischen Auftragsarbeiten der 1880er Jahre. Dabei wird oft vergessen, dass er vom Anfang an ein herausragender Zeichner war. In ihrem Vortrag spricht Marian Bisanz-Prakken über die kleine, aber sehr bedeutende Studiengruppe für die drei allegorischen Bilder, die Klimt für die Decke im Stadttheater des damaligen Fiume gemalt hat. Anhand des intensiven Studiums der Mimik, der Stellungen und der Gesten seiner Modelle geht der 23-jährige Künstler dem Wesen der Hauptpersonen auf den Grund. Diese Arbeiten zeugen von seiner phänomenalen Beherrschung der Linie und markieren einen Durchbruch in seiner zeichnerischen Entwicklung.
Der Vortrag findet in deutscher Sprache statt. Eintritt ist frei!
Dr. Marian Bisanz-Prakken ist Expertin für das zeichnerische Oeuvre von Gustav Klimt, das sie seit Mitte der 1970er Jahre an der Albertina Wien erforscht. Zunächst war sie Mitarbeiterin von Dr. Alice Strobl, die zwischen 1980 und 1989 das vierbändige Werkverzeichnis der Zeichnungen Gustav Klimts publiziert hat. 1990 wurde ihr dieses Forschungsprojekt übertragen, das sie auch als Ex-Kuratorin der Albertina laufend weiterführt. Über Klimt und Wien um 1900 kuratierte sie zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, und entfaltet sie bis heute eine umfangreiche Publikations- und Vortragstätigkeit.